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15. Juli 2024
die Zinswende der Fed könnte noch 2024 stattfinden, asiatische Firmen dürften starke Quartalszahlen vorlegen, und Analysten sagen ein Ende der massiven Knappheit an Kakaobohnen voraus.
In den USA sind die Erzeugerpreise im Juni zwar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,6 Prozent, beziehungsweise in der um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigten Kernrate um 3,0 Prozent und somit spürbar stärker als erwartet gestiegen. Zudem wurde der Preisanstieg im Mai merklich aufwärts revidiert. Dennoch wurde an den Finanzmärkten unmittelbar nach der Datenveröffentlichung die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen der US-Notenbank Fed 2024 etwas höher als zuvor eingepreist und die Renditen für US-Staatsanleihen sanken im Gegensatz zu denen ihrer europäischen Pendants moderat. Der Grund hierfür ist, dass einige Komponenten des Erzeugerpreisindex auch für die Berechnung der PCE Kernrate – dem bevorzugten Inflationsmaß der Fed – verwendet werden. Und genau diese Komponenten verteuerten sich weniger als erwartet beziehungsweise wurden zusätzlich sogar noch für den Mai abwärts revidiert. Nach jetzigem Wissensstand dürfte somit die am 26. Juli zur Veröffentlichung anstehende PCE Kernrate für den Juni niedriger ausfallen als im Mai, was die Voraussetzung für eine an den Terminmärkten erwartete Zinswende der Fed im Herbst sein könnte.
In den Schwellenländern steht die Berichtssaison zum zweiten Quartal in den Startlöchern. Insgesamt erwarten Analysten ein Gewinnwachstum von 23 Prozent in US-Dollar gegenüber dem Vorjahresquartal. Dabei dürfte Asien mit einem Plus von 26 Prozent die Liste deutlich anführen, während Lateinamerika mit einem Minus von drei Prozent den Schnitt etwas herunterzieht. Die höchste Gewinnexpansion wird mit 60 Prozent im IT-Sektor erwartet. Wenig verwunderlich führen neben Ägypten, wo Unternehmensgewinne durch die hohe Inflation gestiegen sind, und Peru, das vom gestiegenen Kupferpreis profitiert, entsprechend die Halbleiterriesen Südkorea und Taiwan die Liste regional an. Für das gesamte Jahr 2024 wird vom IT-Sektor eine Gewinnsteigerung von 40 und im Jahr 2025 von zusätzlichen 33 Prozent erwartet.
Der KOSPI in Südkorea und der TAIEX in Taiwan dürften ihre Gewinne in diesem Jahr um 90 und 30 Prozent ausweiten. Auch die nächsten Jahre versprechen starkes Gewinnwachstum im zweistelligen Prozentbereich.
War der Yen Mitte vergangener Woche mit rund 161,80 Yen pro US-Dollar noch auf das tiefste Niveau seit 38 Jahren gesunken, wertete er am Donnerstagnachmittag unmittelbar nach Veröffentlichung der Daten zu den US-Verbraucherpreisen im Juni in kurzer Zeit um etwa 2,5 Prozent auf. Zwar vermuteten einige Marktakteure, dass die japanische Notenbank mittels Interventionen an den Währungsmärkten den Yen gestützt haben könnte, jedoch wurde dies nicht offiziell bestätigt. Entscheidender dürfte sein, dass sich nach den US-Daten der Renditeabstand zwischen Staatsanleihen der USA und Japans merklich verringert hatte, da die US-Renditen rund 0,10 Prozentpunkte fielen. Allerdings bleibt der Renditevorsprung der US-Titel beispielsweise in der zweijährigen Laufzeit mit rund 4,2 Prozentpunkten weiterhin groß. Deshalb gab der Yen bereits am Freitag wieder etwa die Hälfte seiner Zugewinne des Vortags ab. Nachhaltig dürfte der Yen erst dann aufwerten, wenn die Leitzinsen in den USA gesenkt und in Japan erhöht werden. Beide Notenbanken tagen am 31. Juli; ein kleiner Zinsschritt in Japan an diesem Datum wird an den Zinsterminmärkten mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit eingepreist.
Die Kakaopreise handeln an der New Yorker Terminbörse zwar aktuell mehr als 100 Prozent über dem Niveau des Jahresbeginns. Bei ihrem Rekordhoch Mitte April notierten sie jedoch noch 200 Prozent darüber, sind also mittlerweile bereits wieder spürbar gefallen. Analysten sagen nun ein Ende der seit drei Jahren andauernden massiven Knappheit an Kakaobohnen für die im Oktober beginnende neue Erntesaison voraus. Sie prognostizieren nach einem Angebotsdefizit in Höhe von 475.000 Tonnen in der laufenden Saison einen Überschuss in Höhe von 303.000 Tonnen in der kommenden Saison. Bessere Wetterbedingungen in den global bedeutendsten Anbaugebieten in Westafrika dürften für eine spürbar ertragreichere Ernte sorgen. Des Weiteren hat das aktuell hohe Preisniveau eine zurückhaltende Nachfrage der Verarbeiter zur Folge, da viele Hersteller von Schokolade oder Kakaopulver ihre erhöhten Einstandspreise nicht vollständig an die Endverbraucher weiterreichen können. Das höhere Angebot und eine nur langsam wachsende Nachfrage sollten mittelfristig für einen weiteren Rückgang der Preise sorgen.
Die Berichtssaison beginnt: In den kommenden Tagen und Wochen werden Unternehmen aus den USA ihre Ergebnisse zum zweiten Quartal veröffentlichen. Die Erwartungen der Analysten sind hoch: nicht nur für die „Magnificent 7“ – deren Gewinne etwas langsamer steigen sollen –, sondern für den gesamten Markt. Welche Chancen ich daraus für Anleger ableite, erfahren Sie im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
Dienstag USA | Einzelhandelsumsätze Juni. Nach einem Plus von 0,3 Prozent im Mai könnte der Einzelhandel im Juni rückläufige Umsätze von 0,2 Prozent zum Vormonat melden. Schwächere Daten dürften Hoffnungen auf wachstumsunterstützende Zinssenkungen der US-Notenbank schüren. Infolgedessen würden die Renditen von US-Staatsanleihen sinken und deren Kurse entsprechend zulegen.
Mittwoch, Großbritannien | Verbraucherpreise Juni. Nachdem die Gesamtinflation im Mai das Zwei-Prozent-Ziel der Bank of England erreicht hat, wird der Fokus vermehrt auf der Entwicklung des darunterliegenden Preisdrucks liegen. Sinkt die jährliche Kernrate unter die erwarten 3,5 Prozent, sollte dies die Chancen auf eine erste Zinssenkung im dritten Quartal erhöhen. Aktien und Anleihen könnten profitierten, das zuletzt starke Pfund Sterling käme etwas unter Druck.
Donnerstag, Eurozone | Zinsentscheid der EZB. Nach einer ersten Zinssenkung im Juni dürften die Währungshüter den Lockerungszyklus auf ihrer Juli-Sitzung pausieren. Konkrete Hinweise auf weitere zukünftige Zinssenkungen würden Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung der Eurozone unterstützen, wovon europäische Aktien- und Anleihenmärkte profitieren sollten.
Ein Team um Dilan Robert vom Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) hat gezeigt, dass sich auch eine uralte Kulturtechnik wie das Ziegelbrennen noch verbessern lässt. Die Forscher vermengten Ziegelmasse mit Kohlenasche und einer Abfallmischung, die hauptsächlich aus kleinen Glaspartikeln besteht. Die energieeffizienten Ziegel können bei niedrigeren Temperaturen gebrannt werden als üblich, was laut RMIT-Team rund 20 Prozent Energie einspart und die CO2-Emissionen beim Brennen erheblich verringert. Außerdem sind sie weniger wärmeleitfähig als herkömmliche Ziegel und könnten die Energiekosten eines Einfamilienhauses um bis zu fünf Prozent senken. Beeindruckende Zahlen – jetzt müssen Robert und Kollegen nur noch den Sprung vom Labor in die Massenproduktion schaffen.
Ich wünsche Ihnen einen aufbauenden Tag.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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