PERSPEKTIVEN am Morgen

von Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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 Dr. Ulrich Stephan

20. März 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

US-Aktien erhalten nach der Fed-Sitzung Rückenwind, die verschärfte Einwanderungspolitik der USA könnte das Potenzialwachstum mindern, und brasilianische Aktien legen stark zu.

Fed bleibt vorsichtig – Aktien legen zu

Die US-Notenbank Fed beließ ihre Leitzinsen bei 4,25 bis 4,50 Prozent. Elf von 19 Ratsmitgliedern erwarten 2025 mindestens zwei weitere Zinssenkungen – im Dezember waren es noch 15 Notenbanker. Vier erwarten nur eine, vier keine weitere Zinssenkung. Der Grund: Die PCE-Kerninflationsrate – das bevorzugte Inflationsmaß – erwarten die Notenbanker nun bei 2,8 statt zuvor bei 2,5 Prozent. Gouverneur Jerome Powell betonte aber in der anschließenden Pressekonferenz, es wäre noch zu früh, die Auswirkungen der US-Importzölle auf die Inflation zu beziffern. Zudem hätten sich bislang zwar Stimmungsindikatoren spürbar verschlechtert, die „harten“ Konjunkturdaten jedoch nur gering. Die Fed hob dennoch ihre Prognose für die Arbeitslosenquote 2025 um 0,1 Prozentpunkte an und senkte die für das Wirtschaftswachstum um 0,4 Prozentpunkte auf 1,7 Prozent. Ab April wird der Abbau des Bestandes von US-Staatsanleihen von derzeit 25 auf fünf Milliarden Dollar pro Monat verlangsamt – eine Maßnahme, die die Renditen tendenziell bremsen dürfte. Da die Fed weiterhin mindestens zwei Leitzinssenkungen bis zum Jahresende erwartet, was von manchen Analysten vorher angezweifelt worden war, sanken die Renditen der US-Staatsanleihen nach der Sitzung moderat. Die Aktienbörsen erhielten hingegen kräftigen Rückenwind.

US-Einwanderungspolitik: Anleger beobachten Inflationsrisiken

US-Präsident Donald Trump hat durch Dekrete die US-Einwanderungspolitik verschärft. Die Folge: Die annualisierte Netto-Einwanderung – also die Ein- abzüglich der Auswanderungen – in die USA ist von Dezember bis Februar von 1,7 auf 0,7 Millionen Personen gesunken. Dies liegt vorrangig daran, dass das US-Asylprogramm für 90 Tage ausgesetzt wurde. Dadurch sank die Zahl der in der Kategorie „humanitäre und sonstige Aufnahme“ registrierten Migranten von Dezember bis Februar von 1,4 auf 0,2 Millionen Personen. Wenngleich bislang noch kein Anstieg der Abschiebungen in den Daten zu erkennen ist, könnte sich dies in den kommenden Monaten ändern. Denn das Budget der zuständigen Behörde wurde kürzlich vom Kongress angehoben. Ökonomisch könnte der Rückgang der Migration mehrere Effekte haben. Der Kräftemangel auf dem Arbeitsmarkt könnte sich verschärfen und Löhne sowie Preise treiben. Zudem schätzen Ökonomen, dass die verschärfte Einwanderungspolitik das Potenzialwachstum der USA um 0,1 Prozentpunkte mindert.

Türkei: Börsenbeben nach Bürgermeister-Verhaftung

Die Verhaftung von Ekrem İmamoğlu, Istanbuler Bürgermeister und potenzieller Kandidat der Oppositionspartei für die nächsten Präsidentschaftswahlen in der Türkei, schickte die dortige Börse auf Talfahrt: Der Leitindex an der Istanbuler Börse verlor zur Eröffnung mehr als fünf Prozent, die Türkische Lira wertete zum US-Dollar in der Spitze um rund 13,5 Prozent ab und die Renditen türkischer Staatsanleihen stiegen spürbar. Türkische Anleihen waren zuvor ebenso stark gefragt gewesen wie Aktien. Die Gründe: Das hohe Zins- und Renditeniveau sowie die sinkende Inflation und Leitzinsen, die Hoffnungen auf eine Erholung der türkischen Wirtschaft schürten. Der Leitindex ISE 100 hatte vom 26. Februar bis vorgestern rund 15 Prozent zugelegt.

Die Notenbank hat in den vergangenen Monaten ihre Währungsreserven kräftig erhöht, sodass sie mittels Interventionen die Talfahrt der Türkischen Lira bremsen konnte. Aufgrund der hohen Kaufpositionen, die Anleger zuletzt an türkischen Börsen aufgebaut hatten, könnten sie kurzfristige Erholungen der Kurse jedoch zum Verkauf nutzen, um Verluste zu begrenzen.

Brasilien zieht Investoren an – Real und Börse legen zu

Der brasilianische Bovespa-Index hat seit Jahresbeginn in Euro um 13 Prozent zugelegt und zwölf Prozentpunkte gegenüber den globalen Schwellenländern aufgeholt. Dies dürfte auch an der Stärke des Brasilianischen Real liegen, der seit Jahresbeginn gegenüber fast allen G10-Währungen aufgewertet hat – zum US-Dollar sogar um gut acht Prozent. Zudem ist die Positionierung der Anleger weiterhin gering, sodass bereits vergleichsweise geringe Zuflüsse zu starken Kursanstiegen führen. In der ersten Märzhälfte flossen umgerechnet rund 500 Millionen Euro aus dem Ausland an die Börse in São Paulo, und auch die Aktienallokation brasilianischer Anleger hat zugenommen. Zudem sind brasilianische Aktien nach wie vor günstig bewertet: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der für die nächsten zwölf Monate erwarteten Gewinne liegt mit 7,2 um ein Drittel unter dem eigenen langfristigen Durchschnitt und 40 Prozent unter dem globaler Schwellenländer. Die Aufholjagd könnte sich also fortsetzen. Allerdings dürften ausländische Anleger zunehmend die Risiken einer möglichen Abwertung des Real berücksichtigen. Denn nachdem die Zentralbank in dieser Woche den Leitzins auf 14,25 Prozent angehoben hat, könnte der Zinshöhepunkt im dritten Quartal bei rund 15 Prozent erreicht sein.

Von Euphorie zu Skepsis: Märkte bewerten Trump neu

Handelskrieg, Zölle, politische Unsicherheit: Nach der anfänglichen Euphorie durch die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten kippt die Stimmung. Welche Branchen sind besonders betroffen und wie können Anleger darauf reagieren? Das analysiere ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.

Neuwahlen in Deutschland, der Regierungswechsel in den USA, die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten: Wie sich Anleger im kommenden Jahr aufstellen sollten, habe ich in meinem Jahresausblick für Sie zusammengefasst.

Zahl des Tages: 84

Als Manoel Angelim Dino und Maria de Sousa Dino sich in einem kleinen Ort im Nordosten Brasiliens das Jawort gaben, hießen die angesagten Filmstars Laurence Olivier und Joan Fontaine, Ernest Hemingway veröffentlichte Wem die Stunde schlägt und Brasilien war noch nie Fußballweltmeister gewesen. Mit anderen Worten, man schrieb das Jahr 1940. Heute sind die beiden mit einer Ehezeit von über 84 Jahren das am längsten verheiratete lebende Paar. Die Eheleute feierten ihren Rekord kürzlich im Alter von 105 und 101 Jahren und, so steht zu vermuten, beglückwünscht von vielen ihrer Nachkommen – darunter 54 Urenkel und ein Dutzend Ururenkel. 

Ich wünsche Ihnen einen beständigen Tag.

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

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